Fairphone 3 – kann ein Smartphone nachhaltig sein?

Fairphone 3 – kann ein Smartphone nachhaltig sein?

 

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Handys sind in Sachen Nachhaltigkeit keine Vorbilder. Die Tarifbindung verleiten die Nutzer dazu, die Geräte oft bereits nach zwei Jahren zu wechseln (obwohl sie komplett intakt sind) und in den Geräten sind immer mehr wichtige und seltene Rohstoffe enthalten. Vor allem die Akkus sind (wie auch bei Elektro-Fahrzeugen) ein Ressourcenfresser. Recycling ist bei Handys immer noch die Ausnahmen und daher sind die genutzten Ressourcen in vielen Fällen einfach verloren und stehen dem Kreislauf der Nutzung nicht mehr zur Verfügung. Die rechtlichen Regelungen sind dazu auch eher durchlässig, bis auf einheitliche Ladegeräte gibt es hier bisher wenige Vorgaben.

 

 

Fairphone versucht eine Alternative zu bieten

 

Es gibt aber auch Ansätze auf dem Markt, dies zu ändern. Fairphone baut schon seit mehreren Jahren Smartphones, die nachhaltiger sein sollen und sowohl auf faire Arbeitsbedingungen als auch auf einen verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen setzen.

Das zeigt sich bereits im Konzept: die Geräte sind in Teilen modular gestaltet, so dass man kein komplett neues Handy braucht, sondern beispielsweise nur die Kamera gegen ein neues Modell austauscht und den Rest behält. Die neuste Generation bei Fairphone ist das Fairphone 3+ und hier konnte der Anteil von mehrfach genutzten Rohstoffen nochmal erhöht werden. Die Geräte sollen daher nicht nur länger genutzt werden, sondern auch bei der Herstellung weniger neue Materialien benötigen. Dazu garantiert das Unternehmen bei der Herstellung Mindeststandards wie Mindestlöhne und den Verzicht auf Kinderarbeit.

 

Das Unternehmen schreibt selbst dazu:

(gelesen September 2020)

Wir konnten auch die Menge an fairen Materialien erhöhen. Das Fairphone 3+ besteht jetzt zu 40% aus recycelten Post-Consumer-Kunststoffen – ein großer Sprung gegenüber den 9%, die wir für das Fairphone 3 erzielen konnten.

Das Fairphone 3+ ist unser nächster Schritt, um den ständigen Zyklus der Smartphone-Industrie zu bewältigen. Wir zeigen Verbrauchern und der Branche, dass Sie kein neues Telefon kaufen müssen, um ein Upgrade zu erhalten, oder ein Telefon wegwerfen müssen, weil ein Teil ausfällt. Wir zeigen Telefonherstellern auch einen anderen Designansatz: Sie müssen kein neues Modell erstellen, wenn Sie neue, verbesserte Module auf den Markt bringen können. Ist das nicht einfach sinnvoller?

Bei den Geräten sind beispielsweise die Hauptkamera und auch die Frontkamera wechselbar, dazu ist der Akku austauschbar (was man bei aktuellen Modellen nur noch selten findet) und auch Display sowie Lautsprecher lassen sich gegen neuere Version auswechseln, wenn es Updates zum aktuellen Modell gibt. Wichtige Komponenten veralten also nicht, sondern können mit aktuellen Versionen ersetzt werden – allerdings wird wohl derzeit nur die Kamera als Update angeboten. Man kann das Gerät damit deutlich länger nutzen als andere Smartphones auf dem Markt. Durch das Design lassen sich die Fairphone Smartphones auch recht einfach selbst reparieren. In der Regel braucht man kein größeres Fachwissen um wichtige Bauteile zu ersetzen. Das senkt auch die Kosten und steigert die Nachhaltigkeit, denn hohe Reparaturkosten sind ein häufiger Grund, warum alte Handys im Müll landen.

 

Was kostet das Fairphone 3+?

 

Achtung! Preise können sich im Laufe der Zeit ändern – keine verbindlichen Angaben. Das Fairphone 3+ kostet derzeit 469 Euro und ist direkt bei Fairphone zu haben. Der Preis ist in Anbetracht der verbauten Technik doch recht hoch, dafür sind die Geräte auf Nachhaltigkeit angelegt und man kann sie aufgrund des Konzeptes länger nutzen als andere Smartphones auf dem Markt. Daher könnte es durchaus sein, dass die Modelle über die gesamte Nutzungszeit billiger ausfallen als andere Geräte die im Vergleich kurzfristig etwas günstiger sind.

Daneben gibt es noch das Fairphone 3 in der normalen Version (ohne das +). Der Preis liegt hier bei 419 Euro, dafür gibt es die etwas schlechtere Kamera, am Konzept ändert sich aber nichts.

Leider gibt es noch nicht viele Netzbetreiber und Mobilfunk-Anbieter, die das Fairphone 3 unterstützen. Man findet die Modelle also selten in Verbindung mit einem Handyvertrag und einen eventuellen Rabatt. Das ist aber an sich auch kein größeres Problem, denn man kann natürlich jederzeit einen normalen Handyvertrag (beispielsweise ohne Laufzeit und Vertragsbindung) oder eine Prepaid Simkarte dazu holen. Dann ist man nicht nur beim Smartphone sehr unabhängig, sondern auch vom Tarif.

 

Wie zukunftsfähig ist die Software auf den Geräten?

 

Auf den Fairphone 3 Geräten läuft aktuell Android 10 und das ist leider ein kleineres Problem, denn Sicherheitsupdates und neuere Versionen werden dafür in der Regel nur für eine bestimmte Zeit (2 bis 3 Jahre) angeboten. Darunter leidet auch das Fairphone 3, denn auch wenn man die Hardware erneuern kann, gibt es irgendwann keine Sicherheitsupdates für die Software mehr. Dann wären die Geräte zunehmend unsicher und Angriffen immer mehr ausgeliefert.

Es besteht aber die Möglichkeit, alternative Betriebssysteme auf den Smartphones zu installieren. Die Geräte sind offen für Systeme wie Ubuntu Touch, Lineage OS, Sailfish OS oder /e/ sofern die entsprechende Communities passende Versionen für das Fairphone 3 zur Verfügung stellen. Bisher fehlen allerdings noch passende Versionen – man ist also aktuell offiziell auf Android angewiesen, inklusive der genannten Nachteile.