Nachhaltiges Bauen: Was müssen wir jetzt beim Hausbau ändern?

Die 2050er Klimaziele noch erreichen – ist das möglich? Seit bald 50 Jahren wird über Nachhaltigkeit gesprochen, seit 40 Jahren selbst über nachhaltiges Bauen. Viel geändert hat sich leider jedoch noch nicht. Viele Eigentümer von Immobilien und Hausbauer machen nur das gesetzliche Minimum oder versuchen selbst dieses zu umgehen. Nur die wenigsten versuchen, dass aktuell maximal mögliche an Nachhaltigkeit zu erreichen. Selbst der Wunsch im neuen Gebäudeenergiegesetz (GEG) schärfere Regeln umzusetzen, wurde nicht erfüllt.

Wie können wir aber jetzt schon deutlich mehr machen als das Minimum? Was sollte man bei Sanierungen und Neubau beachten? Sind nachhaltige Investitionen überhaupt wirtschaftlich? Diese und weitere Fragen werden von Der-Immobilien-Blog.com im Folgenden beantwortet.

 

 

Das Gebäudeenergiegesetz GEG

 

Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) soll das Energieeinsparrecht für Gebäude in Deutschland vereinheitlichen. Der Wunsch des Gesetzgebers ist es, Nachhaltigkeit zu fördern und gleichzeitig den Ressourcenverbrauch zu senken.

Allerdings werden die Anforderungen an Neubauten hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit aktuell nicht verschärft. Erst 2023 soll eine erneute Überprüfung erfolgen. Wurden bis dahin die Klimaziele nicht erreicht, könnte eine Verschärfung der Regeln für Sanierungen und Neubauten zugunsten unserer Umwelt erfolgen.
Weiterhin ist im Gesetz ist eine Innovationsklausel verankert. Das bedeutet, dass nun nicht mehr jedes einzelne Gebäude die Energieanforderungen erfüllen, sondern nur das Quartier. Ist eine Immobilie besonders energetisch optimiert, gibt das den Eigentümern der umliegenden Immobilieneigentümer die Option, weniger in Richtung Nachhaltigkeit zu investieren. Es wird nur auf den CO2-Ausstoß geachtet.

Selbst der Neubau von Ölheizungen ist noch bis Ende 2025 gestattet, auch wenn die Heizungen alleine nicht mehr gefördert werden. Kombiniert man diese Ölheizung jedoch mit einer Solartherme, ist eine Förderung bereits wieder möglich. Ob dies so richtig nachhaltig ist, sei einmal dahin gestellt.

 

Nachhaltigkeit beim Bauen

 

Über nachhaltiges Bauen wird wissenschaftlich schon seit vielen Jahren geredet. Besonders das Thema Lebenszyklusgedanken ist lange bekannt. Aber bei der Umsetzung scheitern wir leider immer noch zu schnell.

Immerhin werden verschiedene Baustoffe wie Asbest nicht mehr verbaut. Findet man welchen, wird er entfernt.

Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) werden aber nach wie vor verbaut. Diese haben hohe Investitionskosten bei vergleichsweise geringer Wirksamkeit. Besonders bedenklich ist die geringe Lebenszeit von lediglich 20 bis 30 Jahre, bis sie ausgetauscht werden müssen. Das alte Dämmsystem muss aufwendig getrennt werden oder landet als Sondermüll auf der Deponie. Einige der im WDVS verbauten Stoffe sind sogar potenziell brandgefährlich bzw. gesundheitsschädlich, z.B. Bioziden oder Polystyrol. Somit sind Wärmedämmverbundsysteme als nachhaltige Dämmsysteme nicht geeignet. Anbei Tipps für den nachhaltigen Alltag.

 

Nachhaltiger Neubau

 

Ein Neubau hat den Vorteil, dass man, bis auf baurechtliche Aspekte, alles neu planen und bauen kann. Wen neu baut, sollte ein Null-Energie-Haus bauen, welches keine externe Energie mehr benötigt. Bekannt sind diese Häuser auch unter dem Namen Passivhäuser.

Bei einem Passivhaus ist eine Solaranlage auf dem Dach ist ein Muss. Dazu muss die Dachfläche Richtung Süden ausgerichtet werden. Die Solaranlage kann man zusätzlich mit einer Sohlwärmepumpe kombinieren, die neben Wärme auch Energie erzeugen. So wird im Jahresdurchschnitt keine zusätzliche Energie mehr benötigt. Neben der Heizung sollte man eine aktive Lüftungsanlage einbauen. Damit werden Wärmeverluste durch das Öffnen der Fenster und Türen verhindert. Das Haus muss dazu von allen Seiten, also auch Decken und Fußböden, gut gedämmt werden.

Weiterhin sollten bei einer nachhaltigen Immobilie 3-fach oder 4-fach Isolierverglaste Fenster und Türen verbaut werden. Die Rahmen sollten aus Holz bestehen, da der Rohstoff Holz nachwächst. Den Baustoff Holz kann man zudem in der tragenden Konstruktion als auch bei den Wänden verwenden. Gerade in den skandinavischen Ländern ist das weit verbreitet.
Um den Stromverbrauch weiter zu senken, sollten alle Räume über natürliches Licht verfügen. Das gilt auch für Flure und Treppenhäuser. Notfalls sind Spiegel oder Türfenster eine weitere Option.

Um auch mit der Ressource Wasser nachhaltig umzugehen, ist es sinnvoll Regenwasser aufzufangen und in ober- oder unterirdischen Behältern zu sammeln. Mit diesem Wasser kann man zum Beispiel die Toilettenspülung zu betreiben oder den Garten gießen. Um den Wasserverbrauch weiter zu senken, sollten im gesamten Haus an allen Wasserentnahmepunkten, wie Waschbecken und Duschen, einen Querschnittsreduzierer in den Wasseranschluss gesetzten werden. Damit entsteht ein so genannter „Regenwassereffekt“. Insgesamt kann man mit diesen Maßnahmen bis zu 70% des Wasserverbrauchs einsparen.

 

Nachhaltiges Bauen – ein Fazit

 

Bei einem Neubau einer Immobilie es ist immer möglich diese nachhaltiger zu machen. Die Möglichkeiten sind vielfältig.
Auch wenn die anfänglichen Investitionskosten natürlich höher sind, so fallen die Nutzungskosten über die gesamte Lebensdauer der Immobilie dafür entschieden niedriger aus. Schaut man sich die Lebenszykluskosten von Planung bis Abriss der Immobilie an, wird schnell klar, dass man bei guter, nachhaltiger Planung und entsprechendem Bau langfristig deutlich Geld sparen kann, da die Nutzungskosten 80 bis 90 % der gesamten Lebenszykluskosten betragen.

Nebenbei reduziert man gesundheitliche Risiken und schont unseren Planeten. Wer das Thema Nachhaltigkeit bei einem Neubau heute verpasst, schadet unserer Umwelt mindestens die nächsten 30 Jahre bis zur nächsten Sanierung. Diese Zeit dürfen wir nicht mehr warten.