Plastik und Nachhaltigkeit passen nicht zusammen. So ist zumindest die erste Reaktion wenn man Menschen auf dieses Thema anspricht. Dennoch findet man in nahezu jedem deutschen Haushalt Plastikprodukte.
Vor allem auf Partys wird gerne zu Plastikbecher gegriffen. Sie müssen nicht gespült werden, bei Unfällen ist die Wohnung nicht voller Glasscherben und deutlich preiswerter. Ob sie sinnvoll sind und welche Alternativen es gibt, möchten wir in diesem Beitrag hinterfragen.
Nachhaltige Plastikbecher? Das Problem
Wer über Nachhaltigkeit und Plastikprodukte spricht, hat dabei meist unsere Ozeane im Blick. Während im Jahr 1950 etwa 1,5 Millionen Tonnen Plastik im Jahr hergestellt wurden, hat sich die Produktion bis heute auf 400 Millionen Tonnen extrem gesteigert. Ein erheblicher Teil – schätzungsweise 5 – 10 Millionen Tonnen jährlich – landen in unseren Ozeanen, Tendenz steigend.
Hier tragen sie erheblich dazu bei, dass die Bewohner der Weltmeere und Meeresvögel sterben, oder mit Plastik verunreinigt werden. Um den Plastikmüll nicht ins Meer kommen zu lassen, ist es erforderlich, dass wir weniger Plastik produzieren, verwenden und wegwerfen. Zeitgleich muss daran gearbeitet werden die Abfälle aus den Ozeanen zu holen.
Ein schwieriges und kostspieliges Unterfangen, zumal geschätzt wird, dass 90% aller Plastikabfälle auf den Meeresboden sinken und dort bleiben. Da Plastik teilweise aus Erdöl hergestellt wird, muss bei der Produktion auf einen endlichen Rohstoff gesetzt werden, der die Umwelt und unser Klima sehr belastet. Lesetipp: Alles über nachhaltige Tierhaltung.
Aber wieso ist Plastik so beliebt?
Plastik ist eine der beliebtesten Materialien der Welt. Es ist preiswert, vielseitig, leicht und kann beliebig geformt werden. Es ist für eine sehr große Bandbreite an Endprodukten einsetzbar. Vor allem bei Partybechern ist Plastik der Verkaufsschlager. Aus ihm gefertigt sind die Becher leicht, robust, wasserdicht und extrem preiswert.
Spielt man beispielsweise Beer Pong oder ein anderes Trinkspiel und braucht viele Becher, kann man mit Plastikbechern Abhilfe leisten und preiswert Spaß haben. Durch das geringe Gewicht sind die auch in großen Mengen bequem zu transportieren und so finden sie zielsicher als Asien ihren Weg nach Deutschland und den Rest der Welt.
Plastik ist nicht gleich Plastik
Wenn wir umgangssprachlich von Plastik reden, meinen wir damit einen Sammelbegriff für etliche Kunststoffe, die uns im Alltag begegnen. Der am häufigsten verwendete Kunststoff den wir als Plastik bezeichnen ist Polyethylen. Es gibt jedoch viele weitere Arten von Plastik, die in vielen verschiedenen Branchen eingesetzt werden. Beispiele dafür sind Polypropylen und Polystyrol.
Die Nachhaltigkeit sinnvoll bewerten
Die Produktion von Gebrauchsgegenständen ist in den seltensten Fällen nachhaltig. Rohstoffe müssen abgebaut, unter Verwendung von Energie verarbeitet und im Anschluss zum Verbraucher transportiert werden. Dennoch gibt es Produkte, die nachhaltiger sind als andere. Darüber bestimmen vor allem die folgenden Faktoren.
Die verwendeten Rohstoffe
Endliche und umweltbelastende Rohstoffe wie beispielsweise Erdöl sind nicht nachhaltig. Wir wissen, dass diese zur Neige gehen werden und schädlich für die Umwelt sind. Besser sind nachwachsende Rohstoffe, beispielsweise Holz. Ebenfalls spielt eine Rolle, zu welchem Grad ein verarbeiteter Rohstoff recycelt werden kann. Ein Holzprodukt kann man beispielsweise kompostieren, ein Plastikprodukt zersetzt sich jedoch nicht. Hier ist ein Blick auf Bambus interessant.
Die Nutzungsdauer
Je länger wir ein Produkt nutzen, desto nachhaltiger ist es. Eine Einkaufstüte wird beispielsweise häufig nur für einen Einkaufs verwendet und landet anschließend im Müll. Für eine durchschnittlich 25-minütigen Einkauf haben einen endlichen Rohstoff eingesetzt und Abfall produziert, der uns lange Zeit begleiten wird. Nicht besonders nachhaltig.
Kauft man sich hingegen einen nachhaltigen Beer Pong Becher und nutzt diesen regelmäßig über fünf Jahre hinweg, entsteht kaum Müll, es müssen weniger Waren transportiert werden und die verwendeten Rohstoffe können lange genutzt werden.
Die Transportwege
Für den Transport von Waren setzen wir auf Flugzeuge, Containerschiffe und LKW. Sie alle werden mit Erdölprodukten betrieben, beispielsweise Kerosin, Schweröl oder Diesel. Je weiter Produktionsort und Konsument voneinander entfernt sind, desto stärker wird die Nachhaltigkeit beeinflusst.
Kommt eine Ware aus China muss für den Transport deutlich mehr Erdöl verbrannt werden, als bei einer lokalen Produktion. Langfristig kann Solarenergie eventuell die Umweltbilanz der Produktion verbessern, doch ist das jedoch eine Wunschvorstellung.
Die besten Alternativen zu Plastik
Es gibt einige Alternativen zu Plastik, doch die meisten haben sich noch nicht durchgesetzt. Viele sind unpraktisch und teuer. Aktuell ist es wohl am sinnvollsten auf Produkte zu setzen, die langlebig sind. Auf dem Markt findet man auch zahlreiche Plastikprodukte aus wiederverwendbaren, recyclebaren und langlebigen Kunststoffen. Diese sollte man nicht verteufeln, sondern als einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung willkommenheißen.
Je nach Produkt kann der Griff zu Holz, Metallen oder Glas sinnvoll sein. Am wichtigsten ist jedoch, dass wir in Zukunft auf qualitativ hochwertige Produkte setzen, die nicht bereits nach einmaligem Gebrauch auf den Müll geworfen werden müssen. Auf diese Weise werden die aufgewendeten Rohstoffe langfristig dem Kreislauf entzogen.
Unser Fazit
Um den Raubbau an unserem Planeten einzudämmen und nachhaltiger zu leben, benötigen wir ein Umdenken. Politik, Unternehmen und Verbraucher müssen gemeinsam agieren und wirtschaftlich sinnvolle Alternativen finden. Vor allem sollten wir Wegwerfprodukte meiden, egal aus welchem Rohstoff sie gefertigt sind und woher sie kommen. Auch Plastik kann nachhaltig sein, wenn er weitsichtig hergestellt und genutzt wird. Ihn generell zu verteufeln ist nicht sinnvoll.